In einzelnen Regionen Deutschlands wird der Deponieraum knapp, wie eine aktuelle Untersuchung bestätigt. Das gilt insbesondere für Deponien der Klasse I. Ein Blick auf sieben ausgewählte Bundesländer.

In Deutschland fallen jährlich etwa 340 Millionen Tonnen Abfall an. Davon werden 15 Millionen Tonnen auf der Deponie verwertet und 37 Millionen Tonnen dort beseitigt. Doch bald schon dürfte die Deponierung zunehmend schwierig werden, denn freier Deponieraum wird in einigen Regionen Deutschlands zunehmend knapp.

Das bestätigt nun auch eine Untersuchung des Fachausschusses „Deponien“, der aus Experten der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) und des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) besteht. Die Verfasser haben die bestehenden Daten für sieben ausgewählte Bundesländer zusammengetragen. Ihr Fazit: „In vielen Regionen besteht ein erheblicher Bedarf an technisch geeignetem wie kostengünstigem Deponievolumen insbesondere der Deponieklasse I.“ Im Einzelnen stellt sich die Entsorgungssituation in den sieben ausgewählten Bundesländern wie folgt dar:

Bayern:

  • Der Untersuchung zufolge waren in Bayern im Jahr 2012 insgesamt 32 Deponien der Klasse I und II in Betrieb. Auf 12 weiteren genehmigten Standorten erfolgte keine Ablagerung.
  • Laut Abfallbilanz wurden im Jahr 2012 insgesamt 432.615 Tonnen auf DK I/II-Deponien abgelagert. Das verfügbare Deponievolumen an DK I- und DK II-Deponien belief sich auf 4,84 Millionen Kubikmeter.
  • Die abgelagerte Menge auf DK 0 summierte sich 2012 auf 2,11 Millionen Tonnen; das verfügbare Restvolumen beläuft sich auf 25,8 Millionen Kubikmeter.

Baden-Württemberg:

  • Im Jahr 2013 wurden auf baden-württembergischen Deponien der Klasse 0 rund 17,8 Millionen Tonnen abgelagert. Das abgelagerte Volumen belief sich auf rund 1,97 Millionen Kubikmeter.
  • Das abgelagerte Volumen auf DK I-Deponien betrug 2013 knapp 272.000 Kubikmeter. Das verfügbare Restvolumen wird mit 1,75 Millionen Kubikmeter angegeben.
  • Das abgelagertes Volumen auf DK II-Deponien addierte sich 2013 auf knapp 557.000 Kubikmeter. Das verfügbare Restvolumen betrug laut Abfallbilanz 6,56 Millionen Kubikmeter.

Brandenburg:

  • In Brandenburg wurden im Jahr 2014 zwischen 0,5 und 0,7 Millionen Kubikmeter Abfall deponiert.
  • Das verfügbare Volumen auf Deponien der Klasse I beziffert eine Studie des Berliner Ingenieurbüros u.e.c. mit 2,25 Millionen Kubikmeter. Das Restvolumen wird demnach im Jahr 2017 verfüllt sein.
  • Weitere Senken für DK I-Abfälle sind neben der Verwertung im Straßen- und Wegebau die Sicherung von Altablagerungen (3,6 Mio. m³), der Bedarf an mineralischen Abfällen für die bergbaurechtliche Verfüllung von Abgrabungen (1,9 Mio. m³/a) und Deponiebaumaßnahmen.
  • Für 8 Deponiebauvorhaben mit einem Gesamtvolumen von 18,7 Mio. m³ wird die Inbetriebnahme im Jahr 2016 angenommen.

Niedersachsen:

  • In Niedersachsen fallen jährlich etwa 2 Millionen Tonnen Abfall an, der auf Deponien beseitigt werden muss. Davon entfallen etwa 1,0 Millionen Jahrestonnen auf die Deponieklasse I sowie jeweils ca. 0,5 Millionen Jahrestonnen auf die Deponieklassen 0 und II.
  • Die DK I-Deponien hatten Ende 2012 noch eine Restkapazität von 3,6 Millionen Tonnen. Das entspricht nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums einer Restlaufzeit von dreieinhalb Jahren. Zudem drohen in naher Zukunft Engpässe bei der Ablagerung von mäßig belasteten mineralischen Abfällen auf Deponien im Norden Niedersachsens.
  • Die DK II-Deponien hatten Ende 2012 noch eine Restkapazität von 14 Millionen Tonnen. Daraus ergibt sich eine rechnerische Restlaufzeit von 25 Jahren.

 

Nordrhein-Westfalen:

  • Ende 2012 wurden auf den 125 Deponien in Nordrhein-Westfalen 18 Millionen Tonnen abgelagert. Davon entfallen 5,3 Millionen Tonnen auf Bodenaushub und 4,1 Millionen Tonnen auf Rost- und Kesselaschen aus Kraftwerken.
  • Das Restvolumen der betrachteten DK I-Deponien in der Ablagerungsphase (ohne 4 größere Kraftwerksreststoffdeponien) belief sich im Jahr 2012 auf insgesamt rund 20,9 Mio. m³
  • Selbst bei Umsetzung aller bekannten Planungen für neue DK I-Deponien bzw. Deponieabschnitte reichen die Volumina in einzelnen Regierungsbezirken für lediglich drei Jahre. Für Nordrhein-Westfalen ergeben sich unter Einbeziehung bereits geplanter DK I-Deponien bzw. Deponieerweiterungen und in Abhängigkeit unterschiedlicher Mengenszenarien durchschnittliche Laufzeiten von 9 bis 16 Jahren.
  • Derzeit werden in NRW 4 neue DK I-Standorte geplant, zehn DK I-Standorte sollen erweitet werden. Insgesamt würden damit 27 Millionen Kubikmeter zusätzlich zur Verfügung stellen.

Rheinland-Pfalz:

  • In Rheinland-Pfalz gab es im Jahr 2011 41 Deponien. Davon entfielen 25 Deponie auf die Klasse 0, 4 auf die Klasse I und 12 auf die Klasse II.
  • Auf Deponien der Klasse 0 wurden 2011 insgesamt 210.315 Tonnen abgelagert. Das Restvolumen betrug 3,11 Millionen Kubikmeter, die geplante Kapazitätserweiterung beläuft sich auf 150.000 Tonnen.
  • Auf Deponien der Klasse I wurden 2011 insgesamt 735.289 Tonen abgelagert. Das Restvolumen betrug 2,5 Millionen Kubikmeter, die geplante Kapazitätserweiterung beläuft sich auf 7,53 Millionen Tonnen. Davon werden 5,68 Millionen Kubikmeter auf der Deponie Kapiteltal bei Kaiserslautern geschaffen und 1,85 Millionen Kubikmeter auf einer Deponie der Stadt Mainz.
  • Auf Deponien der Klasse II wurden 2011 insgesamt 570.406 Tonnen abgelagert. Das Restvolumen betrug 5,78 Millionen Kubikmeter, die geplante Kapazitätserweiterung beläuft sich auf 15,93 Millionen Kubikmeter.

Thüringen:

  • In Thüringen gibt es laut Untersuchung nur eine DK I-Deponie, eine weitere werde derzeit geplant (Stand 2012). Zusätzlich wird Abfall auf acht DK II-Deponien abgelagert.
  • Das Restvolumen für Deponien der Klasse II betrug Ende 2011 rund 2,32 Millionen Kubikmeter. Auf der DK I-Deponie stand Ende 2011 noch ein Restvolumen von 350.000 Kubikmeter zur Verfügung.

Aus Sicht von DWA und VKU ist vor diesem Hintergrund ein erheblicher Ausbau der Ablagerungskapazitäten erforderlich. Die Autoren der Untersuchung schlagen daher das Konzept ‚Deponie auf Deponie’ vor. Das beinhaltet die Erweiterung in der planfestgestellten Deponiefläche um noch nicht erschlossenes Deponievolumen sowie die Fortführung einer vorhandenen Deponie mit Zulassung neuer Deponievolumina. Darüber hinaus geht es hierbei um die Errichtung einer neuen Deponie auf dem Altdeponiekörper.

Dieses Konzept ist nach Ansicht von DWA und VKU geeignet, auch künftig die Entsorgungssicherheit zu garantieren. „Ohne Deponieneubauten oder –erweiterungen wären die vorhandenen Restkapazitäten vor allem der Deponien der Klasse I in einigen Bundesländern in wenigen Jahren erschöpft“, heißt es in der Untersuchung. Dies gelte auch vor dem Hintergrund der geplanten Mantelverordnung. Denn allein durch diese Verordnung könnte in Nordrhein-Westfalen die Menge an mineralischen Abfällen zur Beseitigung um etwa 10 Prozent zunehmen.

(Quelle: Online-Magazin 320°; www.320grad.de)