Das Öko-Institut entwirft aktuell einen Fahrplan für eine „Rohstoffwende“. Eine der Forderungen ist die Drosselung des Kies-Verbrauchs. Stattdessen soll der Einsatz von recyceltem Baumaterial gefördert werden.

Das Öko-Institut entwirft derzeit einen Fahrplan für eine „Rohstoffwende Deutschland 2049“. Dazu definiert das Institut erstmals für verschiedene Rohstoffgruppen rohstoffspezifische Ziele und Instrumente für eine künftige nachhaltige Rohstoffpolitik. Inzwischen haben die beteiligten Wissenschaftler ihr zweiten Policy Paper am Beispiel der Rohstoffe Neodym und Kies veröffentlicht. Eine der Forderungen ist es, den Verbrauch von Kies zu reduzieren und den Einsatz von recyceltem Baumaterial zu steigern.

„Die Analyse des Rohstoffs Kies macht deutlich, dass für eine Rohstoffwende der Bedarf dieses heimischen Primärbaustoffs deutlich sinken muss“, argumentiert das Öko-Institut. Der Abbau in Kiesgruben nehme viel Fläche in Anspruch und zerstöre intakte Landschaften und damit Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Das „Rohstoffwendeszenario“ nimmt deshalb an, dass durch eine längere Nutzung von Bestandsgebäuden durch vorausschauende Sanierung der Neubaubedarf zurückgeht. Zusätzlich soll bei der Errichtung neuer Bauten mehr Sekundärmaterial, also etwa Betonbruch als Kiesersatz, verwendet werden.

Steuer auf Primärbaustoffe

„Wir sehen hohe Potenziale, um künftig weniger Primärkies in Tagebauen fördern zu müssen“, erläutert Matthias Buchert, Projektleiter von „Rohstoffwende Deutschland 2049“. „Dafür muss bis zum Jahr 2049 der Rohstoffbedarf für Neubauten stark reduziert werden und es muss mehr Recyclingbeton zum Einsatz kommen. Das ist heute schon technisch möglich, wird jedoch selten praktiziert. Dann können jährlich 23 Millionen Tonnen Primärkies weniger nachgefragt werden – das ist fast eine Halbierung im Vergleich zu heute und einem „Weiter so“-Szenario.“

Um steuernd einzugreifen, schlägt das Projektteam des Öko-Instituts vor, eine Primärbaustoffsteuer einzuführen. Sie soll Anreize schaffen, die Primärrohstoffvorkommen an Kies zu schonen und den Einsatz von Recyclingbaustoffen zu fördern.

Finale Ergebnisse zur Jahrestagung

Das Öko-Institut arbeitet seit Sommer 2014 an einer umfassenden Strategie für eine Rohstoffwende. In Stakeholder-Workshops mit Teilnehmern aus Politik, Wissenschaft, Industrie und NGOs wurden Zwischenergebnisse bereits vorgestellt und diskutiert. Die Ergebnisse dieser Workshops flossen in die beiden Policy Paper ein.

Bis Ende 2016 will das Projektteam des Instituts für alle untersuchten Rohstoffgruppen spezifische Ziele definieren. Darüber hinaus arbeiten die Wissenschaftler neue und ambitionierte Maßnahmen und Instrumente aus, mit denen die Ziele einer Rohstoffwende in Deutschland erreicht werden können. Dazu gehören unter anderem ökonomische Instrumente, Ansätze zur Zertifizierung von Rohstoffen ebenso wie Anforderungen an Branchen und Unternehmen, menschenrechtliche und ökologische Risiken in der Wertschöpfungskette ihrer Produkte zu minimieren. Die finalen Projektergebnisse werden auf der Jahrestagung des Öko-Instituts am 1. Dezember 2016 erstmals öffentlich vorgestellt.

(Quelle: www.320grad.de)