Am 8. Mai wurde im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin der „Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft 2018“ der Öffentlichkeit präsentiert. Der Statusbericht, ein deutlich ausgebautes Nachfolgeprojekt des „Branchenbilds der deutschen Kreislaufwirtschaft“ aus dem Jahr 2016, wurde im Auftrag von neun Verbänden von der Prognos AG in Zusammenarbeit mit der INFA GmbH erarbeitet. Der Bericht liefert eine in dieser Form einzigartige Gesamtdarstellung der Komplexität und Leistungsfähigkeit der Entsorgungsbranche in ihren verschiedenen Marktsegmenten und Wertschöpfungsstufen.

Substitutionsquote als transparenter Indikator für erfolgreiches Recycling

Einleitend ging Prof. Dr. Martin Faulstich, der den Bericht wissenschaftlich begleitete, auf die aktuellen Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft ein: Ressourcenschutz, Klimaschutz und Energiewende fordern den immer stärkeren Einsatz von Recyclingrohstoffen in neuen Produkten. Dies könne durch die Vorgabe einer Substitutionsquote gefördert werden, d.h. durch ein definiertes Verhältnis von eingesetzten Sekundärrohstoffen bezogen auf die verwendeten Primärrohstoffe. Eine Substitutionsquote geht insoweit über eine bloße Recyclingquote hinaus, als sie den tatsächlichen Recyclingerfolg abbildet und den Produktionsprozess in die Betrachtung mit einschließt. Allerding wies Prof. Faulstich darauf hin, dass bei den Technologiemetallen und den Seltenen Erden die Recyclingraten aktuell noch unter 1% liegen und dringend erhöht werden müssten. Auf dem Weg hin zu einer globalen Kreislaufwirtschaft könne dabei auch die Digitalisierung durch die Verknüpfung von Stoff- und Informationskreisläufen eine wichtige Unterstützung sein.

400 Mio. Tonnen Abfälle in einem komplexen System

Dr. Jochen Hoffmeister von der Prognos AG erläuterte auf der Pressekonferenz zentrale Ergebnisse des Statusberichts. So müsse eine Analyse der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Kreislaufwirtschaft auch die vor- und nachgelagerten Marktsegmente, namentlich die Technik für die Abfallwirtschaft sowie den Großhandel mit Altmaterialien, mit einschließen. Auf der Basis einer solchen Branchenzuordnung erzielt die Kreislaufwirtschaft in Deutschland einen Jahresumsatz von ca. 76 Mrd. € und beschäftigt über 290.000 Erwerbstätige bei einer Bruttowertschöpfung von 21,5 Mrd. €. 10.800 Unternehmen sind in der Kreislaufwirtschaft engagiert, davon gut 500 Unternehmen in kommunaler Trägerschaft. Die Anzahl der im Markt tätigen Unternehmen hat sich allerdings zwischen den Jahren 2010 und 2015 um 4,6% verringert, wofür maßgeblich das Ausscheiden oder die Übernahme von Kleinstunternehmen verantwortlich ist.

Ausgewogenes Verhältnis von kommunaler und privater Entsorgungswirtschaft

Der Statusbericht stellt erstmals ausführlich die jeweiligen Marktanteile der kommunalen und privaten Entsorgungswirtschaft dar und stellt das ausgewogene Kräfteverhältnis zwischen diesen unterschiedlichen Marktakteuren heraus. So erfolge die Sammlung und Behandlung von Restabfällen aus privaten Haushalten in Deutschland zu nahezu gleichen Teilen durch kommunale und private Unternehmen. Bei Sammlung und Transport würden 51% der Entsorgungsleistungen durch kommunale, 42% durch private und 7% durch PPP-Gesellschaften erbracht. Im Vergleich zum Jahr 2003, in dem der kommunale Marktanteil bezogen auf die angeschlossenen Einwohner noch bei lediglich 35% gelegen habe, sei es in diesem Bereich somit zu einer deutlichen Steigerung des kommunalen Marktanteils gekommen. Die Gründe dafür lägen u.a. in der Übernahme vormals privater Entsorgungsverträge durch kommunale Unternehmen und einer besseren demografischen Entwicklung in den Städten und dichtbesiedelten Umlandregionen mit hohen Bevölkerungsdichten, in denen die Sammlung traditionell durch kommunale Unternehmen erfolge.

In anderen Marktbereichen ist allerdings der kommunale Anteil teilweise deutlich geringer. So beträgt dieser bei der mechanischen bzw. mechanisch-biologischen Behandlung 49%, bei der thermischen Abfallverwertung 45%, bei den Ersatzbrennstoff-Kraftwerken 13% und bei den Sonderabfallverbrennungsanlagen 9% (PPP-Gesellschaften jeweils außen vor gelassen). Der Bericht benennt darüber hinaus auch den Tatbestand, dass insbesondere im Bereich der Sortier- und Aufbereitungsanlagen in den vergangenen Jahren eine zunehmende Marktkonzentration zu beobachten war. Die häufig ideologisch überfrachtete Diskussion „private vs. kommunale Entsorgung“ wird somit durch den Statusbericht wieder auf eine sachliche Ebene zurückgeholt. Einen allgemeinen Trend zur Rekommunalisierung gibt es nicht, zumal die häuslichen Restabfälle nur 3,25% des Gesamtabfallaufkommens in Deutschland ausmachen.

Bedeutung der Branche für den Klimaschutz

In ihrem Statement auf der Pressekonferenz betonte VKU-Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche die große Bedeutung der Kreislaufwirtschaft für den Klimaschutz, die der Statusbericht herausgearbeitet habe: So sind die Emissionen der Abfallwirtschaft seit 1990 von 38 Mio. t CO2-Äquivalenten um 67% auf nur noch 12 Mio. t CO2-Äquivalente im Jahr 2015 gesunken. Eine solch rasante Reduzierung von Klimagasen müssten andere Branchen, wie der Verkehrs- und der Gebäudesektor, erst noch leisten. Zudem unterstrich Reiche die Bedeutung der Abfallvermeidung für den Ressourcenschutz und erinnerte daran, dass der VKU die Bürgerinnen und Bürger über Kampagnen wie Let’s clean up Europe und die Europäische Woche der Abfallvermeidung erfolgreich als Akteure für die Kreislaufwirtschaft mobilisiere.

Forderungen an die Politik

Der „Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft 2018“ begnügt sich indessen nicht mit einer Bestandsaufnahme, sondern formuliert auch konkrete Erwartungen an die Politik. So müsse angesichts steigender Patentanmeldungen in China, Japan und den USA für Techniken der Kreislaufwirtschaft darauf geachtet werden, dass der Technologievorsprung Deutschlands nicht verloren gehe. Zudem bedürfe es klarer Rahmenbedingungen für Planungs- und Investitionssicherheit der in der Kreislaufwirtschaft engagierten Unternehmen. Weiter müsse die öffentliche Hand ihre Vorbildfunktion wahrnehmen und durch eine „grüne Beschaffungspolitik“ den Einsatz von Recyclingrohstoffen fördern, was derzeit noch viel zu selten geschehe. Bei den zurückgewonnenen Sekundärrohstoffen müsse Qualität vor Quantität gehen und die bereits erwähnte Substitutionsquote müsse durch eine enge Abstimmung zwischen Produktdesignern und Recyclingwirtschaft flankiert werden. Schließlich brauche Deutschland eine nationale Rohstoffstrategie, die die Importabhängigkeit des Landes in erster Linie durch den Ausbau des Recyclings verringert.

Mit dem „Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft 2018“ liegt ein Dokument vor, das sehr anschaulich die Bedeutung der deutschen Entsorgungswirtschaft für den Klima- und Ressourcenschutz, für Arbeitsplätze und die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands beschreibt und auch in vielfältiger Weise in der Öffentlichkeitsarbeit der kommunalen Entsorgungsunternehmen zum Einsatz kommen sollte.

Der Statusbericht kann unter diesem Link heruntergeladen werden.