Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal erstmals seit dreieinhalb Jahren geschrumpft. Die Wirtschaftsleistung, das sogenannte Bruttoinlandsprodukt (BIP), fiel von Juli bis September um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Dies teilte das Statistische Bundesamt nach einer ersten Schätzung des BIP mit. Ökonomen hatten mit einem Rückgang von 0,1 Prozent gerechnet. Es ist das erste Minus seit Anfang 2015. Noch im zweiten Quartal hatte Europas größte Volkswirtschaft um 0,5 Prozent zugelegt.

„Der leichte Rückgang war vor allem auf die außenwirtschaftliche Entwicklung zurückzuführen“, erklärten die Statistiker. So wurde weniger exportiert, aber mehr importiert. „Aus dem Inland kamen gemischte Signale.“

Während sowohl in Ausrüstungen wie Maschinen als auch in Bauten mehr Geld gesteckt wurde, sanken die privaten Konsumausgaben. Der Staatskonsum legte leicht zu.

Auf dem SZ-Wirtschaftsgipfel sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier, dass der leichte Rückgang keine Katastrophe sei und prognostizierte, dass es im nächsten Quartal schon wieder aufwärts gehen dürfte. Gleichwohl zeige der Rückgang, dass der Aufschwung „ein zartes Pflänzchen“ sei, um das man sich kümmern müsse.

Auch der Deutschland-Chefvolkswirt von UniCredit, Andreas Rees, sagte: „Der Rückgang ist ein Ausrutscher und nicht der Beginn einer Rezession.“ Mehrere Sonderfaktoren hätten die Wirtschaft nach der Sommerpause gedrückt.

„Deutschland hat kein Konjunkturproblem, sondern ein Automobilproblem“

Die Ansicht teilen andere Experten. „Deutschland hat kein Konjunkturproblem, sondern ein Automobilproblem“, sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. „Aufgrund der schleppenden Zertifizierung der Automobiltypen musste die Automobilproduktion spürbar gedrosselt werden, mit Kollateralschäden auch für andere Branchen.“

Die Branche hat Probleme bei der Umstellung auf das neue Abgastestverfahren WLTP, wegen der die Unternehmen ihre Produktion deutlich herunterfahren mussten. Experten rechnen im laufenden Schlussquartal wieder mit einem Wachstum.

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