Wie wird Weihnachten in anderen Ländern gefeiert?
Lernen Sie Weihnachtsbräuche weltweit kennen!

In Schweden und mittlerweile fast in ganz Skandinavien wird am 13. Dezember außerdem der Lucientag gefeiert, genannt nach St. Lucia, der schwedischen Lichterkönigin. Überall trifft man dann auf weißgekleidete, mit einem Lichterkranz geschmückte Mädchen, die St. Lucia darstellen.

Wie und wann die Lucialegende in den Norden kam, ist unklar. Sie wird als christliche Märtyrerin oder Heldin dargestellt. In Syrakus auf Sizilien soll sie geboren worden sein und im Jahr 304 n. Chr. den Märtyrertod durch Enthauptung gefunden haben. Anfangs spielte Lucia nur eine kleine Statistenrolle in der Vorweihnachtszeit des Nordens. Mittlerweile gibt es wohl kaum mehr eine skandinavische Stadt, in der St. Lucia nicht bekannt ist. Gekleidet in weißes Leinen mit einer roten Kordel um die Taille und elektrischen Kerzen auf dem Kopf, ziehen die kleinen Lichterköniginnen durch die Straßen. Ihnen folgen sogenannte stjärngossar, kleine Jungen mit langen weißen Hemden und einer spitzen Sternenmütze.

Wo Lucia und ihr Gefolge singend auftreten, laden sie zu Kaffee und Safrangebäck (lussekatter) ein. Der Konkurrenzkampf ist groß, wenn es alljährlich um die Frage geht, wer in Krankenhäusern, Schulen, Büros oder Geschäften die Lucia spielen darf. In keiner anderen Gegend Europas wird Lucia auf diese Weise gefeiert. Die Dunkelheit und die Kälte des skandinavischen Frühwinters bilden den Rahmen, den Lucia benötigt, um in ihrem warmen Glanz zu erstrahlen.

Im Jul, dem skandinavischen Weihnachtsfest, sollen viele alte Bräuche aus den vorchristlichen Wintersonnwendfeiern weiterleben. So zum Beispiel der Ziegenbock des germanischen Donnergottes Thor. Er wird Julbock genannt und bringt in manchen Gegenden den Kindern bis auf den heutigen Tag ihre Geschenke.

„In Norwegen ist der Weihnachtsmann ein wenig kleiner und lustiger als seine Kollegen in anderen Ländern“, berichtet Elke Andersen. „Er ist nämlich mit den Nissen, den norwegischen Kobolden verwandt. Das erklärt auch seinen Namen: „Julenissen.“

Der Weihnachtsbaum ist auch in Skandinavien Teil des Festes. Bevor es Geschenke gibt, singen viele Familien Weihnachtslieder und tanzen um den geschmückten Baum. Sehr wichtig für Skandinavier ist das Weihnachtsessen. In Norwegen heißt es Julebord. Bis zu 60 verschiedene Speisen von Schweinerippchen bis zu eingelegten Heringen und vom großen Schinken bis zum „Julekaker“, einem Gebäck ähnlich dem Stollen, werden aufgetischt. Und dazu gibt es das dunkle Weihnachtsbier „Julol“.

In Dänemark treffen sich Freunde und Verwandte bereits am Vorabend des 24. Dezembers, um den kleinen Weihnachtsabend „Lillejulaften“ bei Tee und Apfelküchlein zu feiern. Am Heiligen Abend singt die Familie Weihnachtslieder und tanzt um den Tannenbaum, der hier meist mit vielen kunstvollen Papierherzen geschmückt ist. Danach dürfen die Geschenke geöffnet werden.

In Finnland kommt der Nikolaus nicht klammheimlich durch Schornsteine, wie beispielsweise in Frankreich, sondern er besucht die Kinder, die sich als Elfen verkleidet haben, persönlich. Die Finnen sind überzeugt, daß der heutige Nachfolger des Heiligen von Myra im Berg Korvatunturiin der Nähe von Rovaniemi residiert. Allerdings hat noch niemand den geheimen Eingang finden können. Der Nikolaus heißt in Finnland Joulupukki, und die Finnen bestreiten auf alle Fälle die amerikanische Auffassung, der dort Santa Claus Genannte wohne am Nordpol – schließlich wisse jeder Mensch, daß niemand am Nordpol leben könne.

Der Joulupukki ist, anders als sein historisches Vorbild, verheiratet. Seine Gattin ist zusammen mit den Elfen das ganze Jahr über beschäftigt, all die herrlichen Geschenke für Weihnachten anzufertigen. Diese Elfen sind wohl ein Überbleibsel der altnordischen Mythologie.

Die Vorweihnachtszeit beginnt in Finnland seit den 20er Jahren, seit man den Nikolaus in der Bergbehausung vermutet, bereits im Oktober. Es werden viele kleine Feste gefeiert, die man „Pikkujoulu“ nennt. Außerdem werden Karten verschickt, mit denen sich die Menschen „Hyvää Joulua“, „Gute Weihnachten“ wünschen.

Ein besonderer Höhepunkt der Vorweihnachtszeit ist der Lucientag, der ja in ganz Skandinavien am 13. Dezember gefeiert wird.

Die Weihnachtsfeierlichkeiten selbst beginnen bereits um 12 Uhr mittags mit der feierlichen Ausrufung des Weihnachtsfriedens in Turku, der früheren finnische Hauptstadt. Diese auf mittelalterlichen Riten beruhende Tradition wird von Fernsehen und Rundfunk im ganzen Land übertragen. In früheren Zeiten wurde dieser Friede ganz besonders ernst genommen: Wer es wagte, die zwölf Weihnachtstage durch ein Verbrechen zu entweihen, mußte mit besonders harter Strafe rechnen.

Am Heiligen Abend werden zunächst die Verstorbenen auf dem Friedhof besucht und die Gräber weihnachtlich geschmückt. Finnische Friedhöfe bieten bei Einbruch der Dunkelheit am 24. Dezember ein beeindruckendes Bild. In vielen Städten werden auch die im Krieg Gefallenen von Soldaten und Organisationen geehrt.

Vor dem Weihnachtsessen geht man in die Sauna. Erst dann läßt sich die Familie den Weihnachtsschinken schmecken. Er wird traditionell mit Honig und Senf bestrichen und lange in der Backröhre gegart. Dazu gibt es Steckrübenmus. Während und nach dem Essen werden die Geschenke verteilt.

Auf Island sind in der Weihnachtszeit zwischen dem 12. und 24. Dezember 13 Kobolde unterwegs, um die Kinder zu beschenken. Diese „Weihnachtskerle“ (Jólesveinar) füllen die bereitgestellten Schuhe mit Süßigkeiten. Weniger braven Kindern legen sie zur Strafe ein paar alte Kartoffeln hinein. Diese Weihnachtskerle haben Ähnlichkeit mit Knecht Ruprecht aus dem Walde. Sie gehören zur alt-isländischen Sagenwelt. Denn obwohl nominell 96 Prozent der Isländer der christlichen Religion angehören, sind doch noch weit mehr als nur Reste des alten „Asatru“, der vorchristlichen Mythologie der Isländer vorhanden.

Der Weihnachtsbaum war früher auf Island eine Seltenheit, denn Nadelbäume wachsen auf der Insel nur spärlich. Jetzt werden sie übers Meer herangeschafft, aus den Wäldern und Baumschulen Norwegens und Dänemarks vor allem. Auf der Festtafel der Isländer geht es nicht allzu üppig zu. Was unter gar keinen Umständen fehlen darf, ist das kunstvoll verzierte Laubbrot (Laufabrauð).

Weihnachten in Irland kündigt sich dadurch an, daß großer Hausputz gemacht wird und über den Eingangstüren Mistelzweige aufgehängt werden. Die Mistel ist eine Schmarotzerpflanze, die auf anderen Laubbäumen wie Pappe, Birke, Weide oder Linde wächst und hoch oben in den Kronen auffällige „Nester“ bildet. Seit altersher werden ihr magische Kräfte nachgesagt. Ihre Zweige mit den weißen Beerenfrüchten, die um die Weihnachtszeit reifen, sollen böse Geister von den Häusern fernhalten und Glück bringen.

Auf der Festtafel der Iren dürfen Plumpudding und Räucherlachs, Truthahn und Krabben nicht fehlen. Die Geschenke bringt Father Christmas. Er füllt damit am 24. Dezember die Socken, die für diesen Zweck am Kamin aufgehängt werden. Das Auspacken findet erst am 25. Dezember statt.

Auch in England spielen die Mistelzweige eine wichtige Rolle. Am Christmas Day dürfen alle Frauen und jungen Mädchen ungefragt geküßt werden, sobald sie unter den damit geschmückten Türrahmen hindurchgehen. Santa Claus bringt die Geschenke, für die wie in Irland Socken aufgehängt werden.

Eine Besonderheit des englischen Weihnachtsfestes ist der „Boxing Day“. Er wird am 26. Dezember begangen. Sein Name rührt daher, daß an diesem Tag nochmals Geschenke verteilt werden, die wie früher das Weihnachtsgeld der Lehrlinge in bunten Boxen verpackt sind. Zum Weihnachtsessen, das dem irischen ähnelt, gibt es Eierpunsch. Die Briten feiern ziemlich ausgelassen und setzen sich dazu bunte Papphütchen auf, was dem Fest einen karnevalesken Charakter gibt. Dazu tragen auch die beliebten Knallbonbons bei, die auf der Insel „Christmas Crackers“ genannt werden.

In den Benelux-Ländern heißt der Nikolaus offiziell Sint Nicolaas, aber sowohl Kinder als auch Erwachsene bezeichnen ihn oft wie einen alten Freund mit dem Namen Sinterklaas. Daneben gibt es an Weihnachten noch den Kerstmann, was man mit Weihnachtsmann übersetzen kann. Beide bringen Geschenke, der eine am Nikolaustag, der andere zu Weihnachten. Aber die großen Geschenke kommen vom Sinterklaas, und zwar schon am Abend des 5. Dezembers. Tags darauf finden dann mancherorts Laternenumzüge statt.

In Luxemburg hat der Sinterklaas noch einen anderen Namen. Er wird noch vertrauter mit Kleeschen bezeichnet. Um dennoch genügend Respekt zu verbreiten, bingt er eine dunkle Gestalt mit, ähnlich dem Knecht Ruprecht in anderen Regionen. Im Luxemburger Dialekt nennt er sich Housekern. Den Heiligen Abend verbringt die Familie bei einem Festessen. Die Geschenke, die unter dem Tannenbaum liegen, dürfen erst nach dem Kirchgang ausgepackt werden. Man wünscht sich frohe Weihnachten, was bei den Luxemburgern „a schei Chreschtdeeg“ heißt.

Auch in Frankreich bekamen die Kinder früher einmal ihre Geschenke schon am 6. Dezember vom Saint Nicolas. Doch in unserer Zeit beschenkt sie Père Noel, der Weihnachtsmann, pünktlicham Heiligen Abend. Er kommt durch den Kamin und füllt seine Gaben in die sauber geputzten Schuhe. Bevor ausgepackt wird, gibt es zu essen, und zwar die französische Spezialität Gänsestopfleber.

Eine andere Spezialität, die man ansonsten vor allem noch auf dem Balkan kennt, ist die Buche de Noel. In früheren Zeiten war sie ein Holzklotz, der in der Weihnachtsnacht verbrannt wurde. Die Asche hat man auf die Felder gestreut, im Glauben daß die Ernten dann besonders üppig ausfallen würden. Heute ist dieser Weihnachtsklotz ein mit Buttercreme gefüllter Baumkuchen.

Am Vorabend des 24. Dezembers steigt mit Freunden und Verwandten „Le Reveillon“, der traditionelle Weihnachtsschmaus der Franzosen. Er ist der absolute Höhepunkt der Festtage. Es wird üppig und ausgiebig gespeist. Nicht selten werden diese Feiern auch in bunt geschmückten Restaurants abgehalten.

In Spanien begeht man die Adventszeit sehr ruhig. Nikolaus, Weihnachtsbaum, Adventskalender und -kränze – all diese Dinge spielen keine große Rolle, auch wenn vor allem in großen Städten der Einfluß anglo-amerikanischer Weihnachtsbräuche in den letzten Jahren auf dem Vormarsch ist. Meist wird jedoch noch ganz traditionell gefeiert. Im Mittelpunkt des familiären Weihnachtsfests steht die eigene, manchmal sogar selbstgebastelte Krippe (Belvén). Die Familie versammelt sich um sie herum und singt traditionelle spanische Weihnachtslieder.

Am Heiligen Abend (Nochebuena) trifft sich die Familie zu einem großen Festessen, zu dem traditionell Truthahn aufgetragen wird. Höhepunkt ist die Misa del Gallo, die Mitternachtsmesse, die um 24 Uhr beginnt. In den ländlichen Regionen und kleinen Städten versammeln sich die Menschen anschließend auf den Marktplätzen und singen gemeinsam Weihnachtslieder. Dabei werden Feuer entzündet, und man tanzt bis in den frühen Morgen hinein auf den Plätzen.

Die Kinder erhalten an diesem Weihnachtsabend ihre Geschenke. Bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts war das noch anders. Die Gaben wurden von den Reyes Mages, den Heiligen Drei Königen gebracht, die in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar mit ihren Kamelen angeritten kamen. Dieser Brauch besteht auch weiterhin, aber die Hauptbescherung ist, in Angleichung an die Gepflogenheiten in den meisten anderen Ländern Westeuropas, nun am Heiligen Abend.

Zu den Weihnachtsbräuchen in Spanien gehört auch das Erscheinen der Gestalt des alten Köhlers (Olentzero), der aus den Bergen ins Dorf kommt. Er wird von den Einwohnern auf den Schultern durch die Straßen getragen. Ebenfalls üblich sind Weihnachtsspiele, bei denen zum Beispiel der von König Herodes angeordnete Kindermord aufgeführt wird.

In der Zeit vom 30. Dezember bis zum 1. Januar wird die Jahreswende gefeiert, die Fiesta de la Coretta. Dazu werden Kiefern gefällt und in die Ortschaften getragen, festlich geschmückt und anschließend gesegnet.

Den Abschluß der Weihnachtszeit bildet der Dreikönigstag (Díade los Reyes). Nach ihrer weiten Reise aus dem Morgenland halten die Majestäten Kaspar, Melchior und Balthasar bereits am 5. Januar Einzug in die spanischen Dörfer und Stadtteile, ein Fest, das mit einem großen Umzug und zahlreichen biblischen Aufführungen gefeiert wird. Für die Kleinen gibt es Süßigkeiten aus den Händen der Könige.

Am Abend des 5. Januars stellen die Kinder vor dem Schlafengehen ihre blankgeputzten Stiefel oder Schuhe vor die Zimmertür. Außerdem werden auch Stroh und Wasser für die Kamele und die beliebten Turrones (Weihnachtsgebäckaus Mandelteig) zur Stärkung der Weisen nach der langen Reise bereitgestellt. Der nächste Morgen bringt braven Kindern die Geschenke, böse Kinder bekommen Kohle (gefärbter Zucker). Zum Fest der Heiligen Drei Könige versammelt sich die Familie wieder zu einem großen Festessen. Als Nachtisch wird „Roscón de Reyes“ gegessen, ein Germteigkranz mit kandierten Früchten, der eine kleine eingebackene Überraschung in Form eines der Könige enthält. Wer sie findet, ist der Glückspilz der Familie.

In Portugal entsprechen die Weihnachtsbräuche in etwa den spanischen. In manchen Gegenden wird nach der Mitternachtsmette auf dem Kirchplatz ein Baum niedergebrannt, um den man zu den Klängender Musik herumtanzt. Außerdem bringen die Besucher überall Obst oder Gemüse mit in die Kirche und legen sie als Geschenk vor die aufgebaute Weihnachtskrippe.

Auch in Italien feiern die Menschen die Weihnachtszeit sehr ausgiebig. Sie beginnen damit am 6. Dezember, wenn San Nicola kommt und den Kindern Geschenke vor die Schlafzimmertür legt. Am 13. Dezember ist dann – wie in Skandinavien – Santa Lucia mit weiteren Gaben zur Stelle. Die großen Geschenke bekommen die Kinder in Italien am Morgen des 25. Dezembers. Sie liegen beim Aufwachen vor ihren Betten oder unter dem Tannenbaum. Il Bambinello Gesu, das Christkind, hat sie gebracht.

Es ist Tradition in Italien, an Weihnachten eine Fischmahlzeit zum Abendessen zu servieren. Meistens wird Aal gereicht. Weihnachten ist in ganz Italien auch ein großes Familienfest. Es gibt reichlich Lammbraten zu essen und Truthahn. Ob allerdings ein Tannenbaum oder eine Krippe („Presepio“) im Weihnachtszimmer stehen soll, ist in Italien eine Streitfrage, die jedes Jahr von neuem für Diskussionen sorgt. Am Ende machen es alle so, wie sie es eben für richtig halten, und viele haben auch beides aufgestellt.

Die Weihnachtszeit geht in Italien am 6. Januar zu Ende. Noch einmal werden an diesem Tag die Kinder beschenkt, diesmal von der Figur der alten Hexe Befana. Sie betätigt sich als Weihnachtsfrau und bringt den Kindern Spielzeug und vor allem viel Obst.

In Deutschland steht der Tannenbaum im Mittelpunkt des Weihnachtsfestes. Er heißt in katholischen Gegenden Christbaum, in anderen Regionen Weihnachtsbaum. Unter ihn werden traditionell die Geschenke gelegt. Noch immer sind die meisten Weißtannen, Nordmanntannen, Fichten oder Kiefern mit Wachskerzen geschmückt. Aber elektrische Kerzen sind stark auf dem Vormarsch.

Von Haus zu Haus gibt es unterschiedliche Gepflogenheiten, den Baum zu schmücken. Das traditionelle Lametta, Engelshaar und die von Großmutter geerbten Glaskugeln sind auf dem Rückzug. Jüngere Familien putzen ihren Baum oft schon in einem gerade üblichen Design heraus. Dabei spielen Schleifchen, farblich abgestimmte Kerzen und Schmuck in bestimmten Farben eine Rolle.

Äpfel, Wachskerzen, Strohsterne und Holzfiguren sind eine altdeutsche Art des Baumschmucks, die in der Zeit der Jugendbewegung vor und nach dem ersten Weltkrieg wieder populär wurde und auch heute noch verbreitet ist.

In der Vorweihnachtszeit werden Adventskalender aufgehängt, mit denen den Kindern die Wartezeit auf die Bescherung verkürzt werden soll (siehe Österreich). Der Adventskranz aus geflochtenem Tannengrün mit den vier Kerzen für die vier Adventssonntage hängt von der Decke oder steht auf einem geschmückten Tisch. An jedem Sonntag wird eine weitere Kerze angezündet.

In Süddeutschland spielen die Weihnachtskrippen eine besondere Rolle. Sie sind oft selbst in mühevoller Arbeit kunstvoll geschnitzt und zusammengestellt.O ft werden sie schon seit Generationen vererbt. Meist stehen sie unter oder neben dem Weihnachtsbaum.

Das traditionelle Weihnachtsessen ist Umfragen zufolge kaum zu verdrängen. Noch immer essen die meisten Deutschen am Weihnachtsabend Würstchen mit Kartoffelsalat. Am ersten Feiertag gibt es die obligatorische Weihnachtsgans, gefüllt mit Äpfeln und Pflaumen.

Weihnachten ist in Deutschland das Fest der Familie und der Kinder. Es ist der Deutschen liebstes Fest. Selbst in den umkämpften Ruinen von Stalingrad wurden am Heiligen Abend 1942 Feldpostpäckchen von zu Hause verteilt, da und dort Kerzen angezündet.

Am 6. Dezember kommt in Süddeutschland der Nikolaus, oft mit dem Knecht Ruprecht, der hier „Krampus“ genannt wird. In Franken heißt er „Pelzmärtel“, abgeleitet von St. Martin und in Norddeutschland heißt der Nikolaus meistens Weihnachtsmann. Egal wie die Gestalten auch heißen, sie legen den Kindern und Erwachsenen kleine Gaben in die bereitgestellten Schuhe und Stiefel.

Der 24. Dezember oder „Heilige Abend“ ist der Tag der großen Geschenke. In vielen Familien werden gemeinsam Weihnachtslieder gesungen und auf Instrumenten begleitet. Danach ist im allgemeinen „Bescherung“. Dazu werden die Kerzen auf dem Weihnachtsbaum angezündet.

In Österreich beginnt die Weihnachtszeit mit dem Besuch des Nikolaus. Er kommt am 6. Dezember und verkörpert die Gestalt eines Bischofs mit einer Bischofsmütze, einem Bischofsstab, einem Buch und einem Sack. Aus dem Buch liest er vor, was die Kinder angestellt haben, aus dem Sack zieht er die Geschenke: Äpfel, Nüsse,Lebkuchen und Spielsachen. Für die Bösen hat er den Krampus dabei, das ist eine Art „Wilder Mann“, der schon auf der Straße mit Ketten rasselt.

Während der Adventszeit wird – wie in Deutschland – ein Adventskalender aufgehängt. Jeden Tag dürfen die Kinder ein Türchen öffnen. Bunte Bilder und Schokoladenfiguren stecken dahinter. Damit soll das lange Warten auf das Christkind verkürzt werden.

Am Abend des 24. Dezembers kommt das Christkind. Die Mutter richtet das Zimmer mit dem Christbaum her. Dann ertönt ein feines Glöckchen. Das ist das Zeichen, daß das Christkind da war und die Geschenke gebracht hat.

Voll Hochspannung geht nun die Familie ins Weihnachtszimmer. Es wird ein wenig gesungen oder musiziert, in manchen Häusern auch aus der christlichen Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Danach gibt’s Punsch und Plätzchen, und es werden die Geschenke ausgepackt.

Österreich ist das Heimatland des bekanntesten Weihnachtsliedes der Welt: „Stille Nacht“. Am Weihnachtsabend des Jahres 1818, in einem der schrecklichen Hungerwinter nach den napoleonischen Wirren, ist es zum ersten Mal erklungen. Die Orgel in der St. Nikolaikirche von Oberndorf (an der Salzach) war kaputt, und so mußte es der Komponist Franz Xaver Gruber in dieser Nacht auf der Gitarre begleiten. Geschrieben hat er es jedoch für zwei Soprane, Chor, Streicher, Horn und Orgel. Der nicht minder berühmte Text stammt von dem Hilfspriester Joseph Mohr, der seinerzeit an der gleichnamigen Kirche gepredigt hat.

Auf dem Balkan hatte der Weihnachtsklotz „Badnjak“ jahrhundertelang die gleiche Bedeutung wie weiter nördlich in Europa der Tannenbaum. Vielerorts konnte sich der Badnjak-Brauch bis in unsere Tage erhalten. Verbreitet ist die Sitte in Serbien, Kroatien, Slowenien, Bulgarien, Albanien und Griechenland. Es hat Zeiten gegeben, da war in Frankreich eine ähnliche Sitte lebendig (siehe dort).

Für den Brauch wird am 24. Dezember vor Sonnenaufgang ein junger Baum gefällt. Er muß mit drei Axthieben geschlagen werden und nach Osten kippen. An der dalmatinischen Küste wird dafür oft ein Ölbaum ausgewählt, andernorts eine Buche oder ein Maulbeerbaum. Sobald er sich neigt, wird er von Helfern aufgefangen, damit er nicht den Boden berührt, denn das würde Unglück bringen. Auf die Schnittstelle wird Wein gegossen, um die Seele des gefällten Wesens zu versöhnen. Am Weihnachtsabend wird die Schnittstelle des Stammes mit Honig bestrichen und dieser dann ins offene Feuer geschoben. Daran zeigt sich, daß es wohl im wesentlichen ein ländlicher Brauch war zu Zeiten, als es noch Ofen- und Herdfeuer gegebenhat. In neuerer Zeit haben Zentralheizungen den Klotz verdrängt, und der Weihnachtsbaum hat sich mehr und mehr durchgesetzt.

Der Asche des Weihnachtsklotzes wird eine heilsame und Krankheiten abwehrende Wirkung nachgesagt. Sie wird für gesunde Ernten auf Felder und Gärtengestreut und zur Vertreibung des Hageldämons in die Luft geworfen.

Im Iran wird das Norouz-Fest gefeiert, das zumindest für die Kinder eine ähnliche Bedeutung hat wie in anderen Ländern Weihnachten. Es findet im beginnenden Frühling statt und dauert insgesamt 13 Tage. Seinen Höhepunkt erreicht es zu Frühlingsanfang am 20./21. März. Norouz symbolisiert den Triumph des Guten und den Sieg über die dunklen dämonischen Kräfte, die man durch den vergangenen Winter verkörpert sieht. Damit erinnert Norouz an Bräuche, wie sie in germanisch geprägten Ländern zu Ostern begangen werden (Winteraustreibung, Osterfeuer usw.)

Norouz ist das iranische Neujahrsfest und bedeutet wörtlich aus Farsi (persisch) übersetzt „neuer Tag“. Es ist das größte nichtreligiöse iranische Fest. Seine Wurzeln hat es in der Zeit der indogermanischen Achaimenidenherrschaft (559-330 v.Chr.). Es wird als Frühlingsfest nicht nur im Iran, sondern auch in den umliegenden Staaten und den Zentralasiatischen Republiken begangen. Das Fest hat sich in der Erinnerung der dort lebenden Völker über Jahrtausende erhalten.

Die indogermanischen Iraner kamen um 1.100 v. Chr. aus den Tiefländern Turans, einer Ebene, die sich am unteren Lauf des Flusses Amudar‘ya ausbreitet, im heutigen Gebiet von Usbekistan/Turkmenistan. Von hier aus drangen sie im Verlauf der Geschichte bis nach Indien vor. Sie bezeichneten sich als Arier( arya = Edle). So wird erklärlich, daß ihre Bräuche denen ähneln,die auch in anderen indogermanischen Regionen üblich sind. (Siehe EM 07-03 DIE PERSER).

In der Vorbereitungsphase des Norouz-Festes werden verstorbene Verwandte auf den Friedhöfen besucht. Man kleidet sich neu ein. Ein Tisch wird für den Brauch „Haft Sin“ geschmückt. Wörtlich übersetzt bedeutet Haft Sin die „sieben S“. Dabei werden sieben verschiedene Samen zum Keimen gebracht, von denen jeder eine besondere Symbolkraft besitzt. Dem Fest geht außerdem ein gründlicher Hausputz voraus. Auf dem Höhepunkt des Norouz-Festes tauscht man Geschenke aus und gratuliert sich zum Neuen Jahr. In den Städten zieht eine vollständig in grün gekleidete Figurnamens Ammu Norouz („Onkel Norouz“) von Haus zu Haus und beschenkt die Kinder. Auf den Straßen werden kleine Feuer entzündet, über die Jung und Alt hinüberspringen. Dabei sprechen sie zum Feuer gewandt die Worte: „MeineBlässe“ – das heißt alles, was an mir negativ ist und schadet – „möge dir gehören, deine Röte“ – alles, was das Feuer und das Licht an Gutem hervorbringt – „soll mir gehören“. Für die Iraner ist dieser Tag wie Weihnachten und Silvester auf einmal. Er wird mit iranischen Spezialitäten auch kulinarisch ganz besonders gefeiert.

In der Türkei findet statt Advent und Weihnachten der Fastenmonat Ramadan statt – türkisch Ramazan gesprochen. Für Muslime stellt diese Zeit, in der von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen und Trinken verzichtet wird, den Höhepunkt des islamischen Kalenderjahres dar. Seinen Abschluß findet der Fastenmonat mit dem Fastenbrechen (Idal-fitr). An „Id al-fitr“ beglückwünschen sich die Muslime gegenseitig und drücken ihren Wunsch aus, daß Gott Allah ihr Fasten und ihre übrigen Gottesdienste annehmen möge.

An die Fastenzeit (Ramazan) schließt sich das drei Tage währende Zuckerfest an (Seker Bayrami). Zum Zuckerfest besuchen sich Verwandte und Bekannte und beschenken sich mit Süßigkeiten. Das Fest erinnert ein wenig an Weihnachten in anderen Regionen. Die Gläubigen gehen morgens in die Moschee zum Ramadangebet und erhalten dort den Segen. Dann besuchen sie Familie und Freunde, überreichen Geschenke, vor allem an die Kinder, und verteilen Gebäck.

In Ungarn bringt nicht der Weihnachtsmann die Geschenke.Den Kindern wird erzählt, daß Weihnachtsengel herabschweben und die Gaben unter den Tannenbaum legen. Ein landestypischer Brauch ist die Aufführung von Krippenszenen. Junge Leute ziehen verkleidet als Hirten, Maria und Josef und die Könige aus dem Morgenland von Haus zu Haus. Zum Dank werden sie mit Süßigkeiten belohnt.

In der Tschechischen Republik wird erst gegessen, dann kommen die Geschenke an die Reihe. Das Weihnachtsessen ist hier traditionell der Karpfen. Dazu wird Kartoffelsalat gereicht.

Nach einem alten Brauch stellen die Kinder am Heiligen Abend eine Schüssel mit Wasser in die Stube und lassen darin Nußschalen schwimmen. In ihnen werden winzige Kerzen entzündet. Durch behutsames Pusten versuchen nun die Kinder, ihre Schiffchen fortzubewegen. Wessen Nußschale am längsten mit brennender Flamme schwimmt, soll das höchste Alter erreichen.

Das Weihnachtsfest beginnt in Polen nach altem Brauch mit Fasten. Es gibt am Heiligen Abend erst etwas zu essen, wenn die Nacht hereinbricht. Erst dann wird die Festtagstafel eröffnet. Dazu sind Freunde und Verwandte eingeladen. Und es wird immer ein Gedeck mehr aufgelegt, als Gäste zu erwarten sind – denn es könnte ja überraschend noch ein weitere rGast hinzukommen. Auf ihn will man vorbereitet sein, so daß er sich willkommen fühlen kann.

Das traditionelle Weihnachtsessen in Polen ist, wie in Tschechien, der Karpfen. In neuerer Zeit werden aber auch andere Fischsorten aufgetischt. Nach dem Essen werden die Geschenke ausgepackt.

Während der gesamten Adventszeit bekommen die Kinder in Estland kleine Geschenke. Überbringer sind Kobolde, die heimlich und überraschend Süßigkeiten vorbei bringen, sofern die Kleinen brav waren. Das Weihnachtsfest selbst feiert man in Estland ganz so wie bei den Nachbarn in Finnland.

Heutzutage beginnt das Weihnachtsfest in Russland am Silvesterabend und ist in Wirklichkeit ein Neujahrsfest. Daß es so gekommen ist, hängt mit der kommunistischen Revolution zusammen. Eigentlich hat die Verehrung für St. Nikolaus in Rußland und in der orthodoxen Kirche Tradition seit dem 11. Jahrhundert. Viele Kirchen sind nach ihm benannt. Der Nikolaus war vor allem früher auch sehr beliebt für die Namensgebung der Söhne.

Nach der kommunistischen Revolution wurde alles, was mit Weihnachten zu tunhatte, entchristianisiert. Nikolaus wurde durch Väterchen Frost – DjedMoroz – ersetzt. Er bringt die Geschenke. Auf einen Eiszapfen gestützt steigt er zum Jahreswechsel von seinem Pferdeschlitten und lädt die Gaben ab. Er trägt meist einen weißen, manchmal auch einen roten Mantel. Begleitet wird er von einem Jungen, der auf den Namen Neujahr hört und von einem Mädchen, die seine Helferin ist. Sie heißt Schneeflöckchen – Snegurotschka.

Immerhin 19 Prozent – vor allem Neureiche – begehen aber bereits das westliche Weihnachten. Denn auch in Kirchenfragen orientieren sich die jungen Reichen an den USA. So heißt bei ihnen Djed Moros heute neurussisch Santa Klaus.

Da die russische orthodoxe Kirche den Julianischen Kalender verwendet, fällt das eigentliche Weihnachtsfest nicht auf den 25. Dezember, sondern auf den 7. Januar. Mit der kommunistischen Revolution wurde zwar der international gebräuchliche gregorianische Kalender eingeführt. Damals betrug die Differenz zwischen den beiden Kalendern 13 Tage. So kommt es, daß seither der 7. Januar für das Weihnachtsfest der Kirche gilt – wohlgemerkt der 7. Januar nach dem gregorianischen Kalender. An diesem Tag finden prachtvolle Christmetten statt. Aber das weltliche Rußland feiert am Neujahrstag, der unter Lenin und seinen Nachfolgern zum zentralen Feiertag avancierte.

Die Festtage enden in Rußland erst am 13. Januar. Dieser Tag ist nachdem alten julianischen Kalender Neujahr und wurde in Rußland traditionell schon immer groß gefeiert. Das ist auch heute wieder so. In Rußland wird wegen der verschiedenen Zeitzonen elf Mal auf das Neue Jahr angestoßen.

In Südeuropa wird Weihnachten meistens etwas anders begangen als in den nördlichen Regionen. Zum Beispiel ziehen in Griechenland am Morgen des 24. Dezembers Kinder mit Glöckchen, Triangeln und Trommeln von Haus zu Haus und singen. Es handelt sich bei ihren Liedern um Lobgesänge, die dem Haus und den Bewohnern Glück und Segen bringen sollen. Man nennt diese Gesänge „Kalanda“. Natürlich werden die Kinder auch reichlich beschenkt mit Kuchen, Süßigkeiten und klingender Münze.

Zwölf Nächte zündet man dann Weihnachtsfeuer zum Schutz vor den „Kalikanzari“, den Kobolden, an. Am 1. Januar werden die Kinder reich beschenkt. Der heilige Vassilius legt in der Silvesternacht die Gaben vor ihr Bett. Als Besonderheit gibt es an diesem Tag den Vasilius-Kuchen, in den eine Goldmünze eingebacken wird. Sie gilt als Glückssymbol. Wer sie findet, wird das ganze Jahr über ein glücklicher Mensch sein, so glaubt man. Der eigentliche Höhepunkt des Weihnachtsfestes ist Epiphania am 6. Januar. Das ist derTag im griechisch-orthodoxen Kirchenjahr, an dem Jesus von Nazareth durch Johannes den Täufer getauft worden sein soll. Nach dem Gottesdienst geht der Priester durch die Straßen, um Häuser und Wohnungen zu segnen und die Räume mit einem in Weihwasser getauchten Basilikumzweig zu besprengen.

Weihnachten in Asien steckt voller Überraschungen. Zwar gibt es beispielsweise nur acht Prozent Christen auf der Insel Sri Lanka im Indischen Ozean, aber das Weihnachtsfest wird auch hier gefeiert. In den Kirchen steht meistens eine Zypresse als Weihnachtsbaum, die im Gebirge der Insel gewachsen ist. Sie wird geschmückt wie anderswo die Tannenbäume.

Das Festessen findet im Freien statt. Die Tische sind mit Decken aus kunstvoll geflochtenen Palmblättern belegt. Auf ihnen wird das Mahl angerichtet: Tontöpfe, gefüllt mit Curryreis, Schüsseln mit verschiedenen Gemüsen und große Pfannen, aus denen der Geruch nach gewürztem Fleisch aufsteigt. Nach dem Essen wird gesungen und getanzt und anschließend entzündet man ein Freudenfeuer.

Am nächsten Morgen nach dem Erwachen laufen die Kinder nach draußen. In den Bambusbäumen hängen kleine Geschenke für sie. Das Fest endet mit einem Feuerwerk der Gemeinde, zu dem alle Bewohner sich einfinden.

Nach Singapur kam das Weihnachtsfest einst im Jahre 1819 mit der britischen Kolonialmacht. Die viel ältere Tradition weist für Singapur das chinesische Neujahrsfest auf, das immer noch das bedeutendste aller Jahresfeste ist.

Weihnachten wird vor allem vom Handel und dem Kommerz bestimmt. Es ist vollständig amerikanisiert und gleicht dem Christmas-Rummel in den Großstädten der Vereinigten Staaten. Riesige Tannenbäume aus Plastik stehen in Hotels und Einkaufszentren. Der Santa Claus auf seinem Rentierschlitten ist allgegenwärtig, immer aus Pappmaché und umgeben von weißen Styroporlandschaften. Plastikengel schweben von den Decken herab und Transparente über den Eingängen entbieten den us-amerikanischen Weihnachtsgruß „Merry Christmas“. Und das alles bei ganzjährigen Außentemperaturen von durchschnittlich 27 Grad Celsius.

Auch in China ist Weihnachten sehr beliebt. Jeder vierte Chinese verbindet mit dem Fest laut Umfragen vor allem „Romantik“. Praktisch jeder Befragte (99,9 Prozent) habe sofort gewußt, was Weihnachten ist.

In der Öffentlichkeit sieht man junge Pekinger, die sich übermütigmit Weihnachtsflitter aus der Spraydose besprühen. Auf den Schaufenstern der Läden prangen weiße Aufschriften, die in falschem Englisch „Happey Christmos“ wünschen. Kinder gehen mit Nikolausmützen zur Schule. Es weihnachtet kräftig im Reich der Mitte, auch wenn die Bürger nur wenig über die Hintergründe des Festes wissen.

Dieser Unkenntnis soll Chinas erstes Handbuch für Weihnachten abhelfen. Seit kurzem liegt es in hoher Auflage in den staatlichen Xinhua-Buchläden aus und erklärt nicht nur die Christkindsymbolik oder die „schönsten Weihnachtsbräuche“ aus aller Welt. Es verrät auch, wie ein Baum zuschmücken ist, und enthält Backrezepte für Schokokringel, Geschenktips oder Liedertexte. Weihnachten, das in Peking vor 1980 noch als ausländisches Christenfest verpönt war, ist innerhalb einer Generation salonfähig geworden.

Vor Chinas christlichen Kirchen stellen sich lange Schlangen ein. Die Katholiken öffnen für ihre Weihnachtsmessen Kathedralen und Kirchen in Peking, die Protestanten laden rund um die Uhr zu Liedergottesdiensten in ihre Gotteshäuser ein. Über 300 Yuan (etwa 40 Euro) geben laut Umfragen Chinesen der städtischen Mittelschichten für Weihnachtsgeschenke aus.

In China gibt es jetzt sogar eine philatelistische Sensation: Zum ersten Mal in ihrer 53-jährigen Geschichte hat die staatliche Postbehörde des Landes Festkarten mit eingedruckten Weihnachtsbriefmarken in den Verkauf gebracht. Sie zeigen Motive eines farbenprächtigen „chinesischen Weihnachtsmannes“ oder eines „Christkindes“ in einer verschneiten Phantasielandschaft. Die Kartengrüße lauten „Shengdan kuaile“ – „Frohes Fest der Heiligen Geburt“.

Weihnachten ist aber kein Feiertag in China. Dennoch haben Weihnachtsbräuche längst die Städte erreicht und mit Nikoläusen, Weihnachtsbäumen, Geschenken und Musik den Siegeszug durch die Kinderzimmer der Familien angetreten.

Offiziell gilt Weihnachten der chinesischen Kommunistischen Partei weiterhin als „Kulturgut des Auslandes“ oder als religiöses Fest der christlichen Kirchen. Funktionäre sollen weder an deren Feiern noch an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen, die unter dem Weihnachtsmotto stehen.

Indien hat mit über 950 Millionen Menschen die zweitgrößte Bevölkerungszahl der Erde. 80 Prozent sind Hindus, elf Prozent Muslime. Unter dem Rest gibt es neben anderen Glaubensgemeinschaften auch sieben Prozent Christen. Das sind aber immer noch mehr als beispielsweise in Deutschland (rund 55 Millionen) leben.

Bei den indischen Christen ist Weihnachten ein Mix aus eigenen Traditionen und solchen aus anderen Ländern. So dient als Weihnachtsbaum meistens ein Mangobaum oder eine Bananenstaude, die mit Weihnachtsschmuck aus Kaschmirgeschmückt werden. In Goa hängt man Lichterketten auf den Mangobaum und auch die Häuser bekommen eine Dekoration aus Mangoblättern und bunten Lichtern. Denn in Indien geht es an Weihnachten bunt, farbenfroh und lustig zu.

In manchen Teilen Indiens wird am Weihnachtsmorgen dem „Haushaltsoberhaupt“ eine Zitrone als Symbol der „Verehrung“ mit Glücks- und Erfolgswünschen überreicht. Nachts feiert man in der Kirche eine Art Mitternachtsmesse, die manchmal zwei oder drei Stunden dauert.

In Japan gehören weniger als zwei Prozent der Einwohner dem christlichen Glauben an. Weihnachten ist auch kein nationaler Feiertag. Trotzdem steigt in Japan die Popularität des christlichen Weihnachtsfestes stetig an. Besonders unter den jungen Japanern ist es sehr beliebt. Die Idee, sich an Weihnachten zu beschenken, kommt der japanischen Lebensweise entgegen. In Japan legt man Wert auf höfliche Gesten, und das Beschenken wird deshalb gerne und häufig zelebriert.

Im Jahre 1549 hat mit dem Jesuitenpater Franziskus Xaverius der erste christliche Missionar das Land betreten. Mit ihm kam auch das Weihnachtsfest auf das Inselreich der Japaner. Aus dem Jahr 1565 wird von einem aufwendig gefeierten Fest berichtet. Kirche, Straßen und Häuser hätte man mit den Zweigen von Nadelbäumen geschmückt. Eine Sitte, die sich in Japan durchgesetzt hat. Musik mit Harmonium und Violine habe das Fest umrahmt.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden japanische Weihnachtsbräuche zunehmend amerikanisiert. Für die Jugend spielt sich das Fest Kurisumasu, wie das Weihnachtsfest auf Japanisch genannt wird, heute vor allem in Restaurants und Diskotheken ab.

Santa Claus bringt am Morgen des 25. Dezembers die Geschenke. Aber schon einige Wochen vor Weihnachten erklingen die Weihnachtslieder, vornehmlich „Silent Night“, in allen Kaufhäusern und man sieht schon die ersten Dekorationen. Bis Weihnachten wird es immer lauter und schriller, und die Japaner verfallen immer mehr dem weihnachtlichen Konsumrausch.

Viele Japaner treffen sich zu Christmas-Parties oder zum gemeinsamen Essen im Restaurant. Sie zünden Knallfrösche an, tragen Faschingshütchen, werfen Luftschlangen. Manche Japaner sind ganz verrückt nach weihnachtlicher Illumination. In der Adventszeit wird deshalb nicht selten das ganze Haus mit Lichterketten geschmückt. Manche haben sogar ihre meterhohe TV-Antenne als leuchtenden Christbaum dekoriert. Es werden auch Weihnachtskuchen gebacken. Sie bestehen aus Biskuit-Teig und werden mit einer Glasur überzogen, die nach Buttercreme schmeckt. Darauf kommen Blumenverzierungen und ein Zuckerguß-Weihnachtsbaum.

Kurisumasu ist sehr stark amerikanisch geprägt. Der Weihnachtskuchen heißt Christmas-Cake. Überall wird mit Kunstschnee dekoriert, selbst im sonnigen Okinawa. Der Santa-Claus-Kult mit dem allgegenwärtigen „Jingle Bells“ ist absolut dominant.

Die Bevölkerung auf den Philippinen besteht zu 83 Prozent aus Katholiken. Hier wird vier Monate lang Weihnachten gefeiert. In den Geschäften und im Radio wird bereits ab September Weihnachtsmusik gespielt. Das Fest heißt in der Landessprache „Pasko“. Wer auf den Philippinen nicht spätestens Anfang Dezember einen Weihnachtsbaum hat, wird von seinen Mitmenschen schief angeschaut. Natürlich sind die Bäume aus Plastik. Nur in den großen Einkaufszentren und Hotels gibt es echte Tannen.

Die Familien feiern am 25. Dezember. Traditionell werden dabei die Kinder von ihren Großeltern beschenkt. Das traditionelle Festessen ist Schweinebraten oder auch ein Buffet mit Hühnersuppe, Reis, Frühlingsröllchen, gefülltem Fisch, Schinken, Nudelgerichten und Früchten. An Weihnachten trägt man ausschließlich neu eingekaufte Kleidung.

Quelle: Eurasische Magazin, www.eurasischesmagazin.de