In einem neuen Recycling-Technikum soll die Herstellung von Leichtgranulaten aus Bauabfall erprobt werden. Bauabfälle sollen so aufbereitet werden, dass die Endprodukte teilweise höherwertiger sind als die Ausgangsmaterialien.

Weimarer Forscher wollen das Image von Recyclingbaustoffen aufpolieren. In ihrem neuen Recycling-Technikum soll gelingen, was derzeit nur bei weniger als 5 Prozent der Baureststoffe möglich ist: Dort sollen Endprodukte entstehen, die den Ausgangsmaterialien mindestens gleichwertig, teilweise sogar höherwertiger sind.

„Die Pilotanlage kann unterschiedlichste Baureststoffe in einer Weise aufbereiten und in den Stoffkreislauf zurückführen, wie es bisher noch nicht möglich ist“, betonte Ulrich Palzer vom Weimarer Institut für Angewandte Bauforschung IAB gestern (12. Juni) bei der Inbetriebnahme. Damit schaffe das IAB einen „Quantensprung bei der Wiederverwertung von Baustoffen“.

Mit den neuen Verfahren sollen deutliche Kostenersparnisse möglich sein, wie Institutsleiter Palzer sagte. Die beim Hightech-Recyceln gewonnenen Leichtgranulate sollen demnach um ein Drittel günstiger sein als jene, die aus natürlichen Rohstoffen hergestellt sind.

Bauschuttgemisch aus Ziegel und Wandbaustoffen

Für die Leichtgranulat-Herstellung kommt nach IAB-Angaben ein Bauschuttgemisch aus Ziegeln, anderen Wandbaustoffen sowie Mörteln und Putzen zum Einsatz. Gips soll bei dem neu entwickelten Verfahren nicht weiter stören. Er werde vielmehr durch die thermische Behandlung zersetzt und als Recyclinggips zurückgewonnen.

Neben Leichtgranulaten könnten auch kalzinierte Tone produziert werden, heißt es weiter. Sie sollen künftig Zemente und Zusatzstoffe bei der Betonherstellung ersetzen. Insgesamt soll mit der Anlagentechnik die ganze Prozesskette zur Herstellung von Leichtgranulaten aus Bauabfall praktisch erprobt werden: von der Grobzerkleinerung der Bauabfälle im Backenbrecher, über die Klassierung, das Mahlen der Brechprodukte und die Formgebung mittels Granulier-Teller bis hin zur thermischen Behandlung im Drehrohrofen.

Pilotanlage steht Industriepartnern zur Verfügung

Herzstück der rund zwei Millionen Euro teuren Aufbereitungsanlage ist ein Drehrohrofen. Entwickelt wurde er vom IAB in Zusammenarbeit mit der Weimarer Firma Ibu-Tec. Daneben kommen laut Institut mehrere Einzelaggregate zur „kalten“, mechanischen Aufbereitung mineralischer Ausgangsstoffe zum Einsatz.

Mit der Anlage wollen die Weimarer Wissenschaftler auch die bisherige Lücke zwischen anwendungsorientierter Forschung und großtechnischer Umsetzung schließen. Die Pilotanlage soll auch Industriepartnern für gemeinsame Forschungsaktivitäten zur Verfügung stehen.

Quelle: 320° Deutschlands Online-Magazin für die Recyclingwirtschaft