Für Bau- und Abbruchabfälle gibt es eine neue Sortierlösung, die mithilfe von Robotern funktioniert. Die vollautomatische Anlage kombiniert bildgebende Sensortechnologie mit einem Deep-Learning-Ansatz. Damit soll eine Sortiergenauigkeit von über 90 Prozent erreicht werden.

Vollautomatische Sortiersysteme mit künstlicher Intelligenz sind stark im Kommen. Nun bieten der österreichische Hersteller von sensorbasierten Sortier- und Analysesystemen EVK DI Kerschhaggl und der schwedische Anbieter für Automatisierungstechnik OP Teknik eine derartige Lösung für das Sortieren von Bau- und Abbruchabfällen an.

Das eigenständige Sortiersystem hört auf den Namen Selma – Selma steht für „Select Material“. Die Robotertechnologie von OP Teknik und die hyperspektralen Bildgebungstechnologie von EVK werden den Angaben zufolge mit einem Deep-Learning-Ansatz verknüpft. Das System zeichne sich dadurch aus, viele heterogene Materialien genau zu unterscheiden. Das könne klassischer Baumischabfall sein, aber auch Papier, Kartonage, Holz oder sogar Glühbirnen.

Das System kann derzeit mit sechs Roboterarmen ausgestattet werden; es kann aber auch jederzeit durch ein weiteres System von OP Teknik erweitert werden. Die Sortierleistung aller Roboterarme zusammen liegt nach Angaben von OP Teknik bei 10.000 Picks pro Stunde.

Wie viele Tonnen geshredderte Bau- und Abbruchabfälle in dieser Zeit über das Sortierband geschleust werden können, lässt sich offenbar nicht eindeutig beziffern. Das hänge stark vom Inputmaterial ab, heißt es. Gleiches gelte auch für die Sortiergenauigkeit. „In der Regel erreichen wir aber eine Sortiergenauigkeit von über 90 Prozent“, sagt Alexander Fetz, Vertriebs- und Marketing-Manager bei EVK.

Berührungsloses und zerstörungsfreies Analysesystem

Die Augen und das Gehirn der Roboterarme ist die von EVK entwickelte Helios Imaging-Plattform. Das Analysesystem basiert auf einer berührungslosen und zerstörungsfreien Bildgebungsspektroskopie. „Wir nutzen dabei eine Reihe von Sensoren zur Materialanalyse“, erklärt EVK-Manager Fetz.

Das hyperspektrale Analyse- und Sortiersystem kann den Angaben zufolge Objekte und/oder Teile von Objekten entsprechend ihrer chemischen Zusammensetzung klassifizieren, und Bilder mit chemischer Verteilung darstellen, die nicht von der Farbe der Objekte beeinflusst werden.

Eine Analysesoftware wertet die Daten der ortsaufgelösten Infrarot-Spektroskopie in Echtzeit aus. Die Software identifiziert dabei das Material im Hinblick auf Größe, Position und Art auf dem Sortierband. „Durch komplexe Berechnungen wird dann die Entscheidung getroffen, welcher Roboterarm das jeweilige Material vom Sortierband greift“, so Fetz.

Selma wird gebrauchsklar geliefert

Im Unterschied zu anderen roboterbasierten Sortiersystemen soll Selma direkt gebrauchsfertig sein. „Alles wird vorkalibriert ab Werk geliefert“, erläutert Fetz. Aufwändige Kalibrationsprozeduren am Einsatzort würden damit entfallen. Selma eigne sich ideal für große Sortieranlagen, die Industrieabfälle verarbeiten. Die kompakte Anlage könne aber nicht nur in bestehenden Anlagen zum Einsatz kommen. „Da das gesamte Gerät versiegelt ist und auf einen Lastwagen passt, kann es im Prinzip überall aufgestellt werden.